Es war endlich soweit. Am 15.05.2019 bin ich nach 16 Jahren zum ersten Mal wieder in den Libanon geflogen. Es ging mir bei dieser Reise darum, die alten Orte, die in meiner Erinnerung eine große Rolle spielen, wieder zu besuchen.
Meine Reise in den Libanon war nur sehr kurz – ich hatte nur zwei komplette Tage und ein paar Stunden am Anreisetag zur Verfügung, so dass ich alle Orte, die ich besuchen wollte, bereits Wochen – oder sogar Monate – zuvor komplett durchgeplant hatte.
Dieser kleine Blogbeitrag soll in erster Linie dazu dienen, meine Erinnerungen für mich selbst festzuhalten. Wenn er darüber hinaus noch jemandem gefällt oder das Bild des Libanon im Kopf des Lesers etwas in ein positives Licht rückt – umso besser.
Wieso eigentlich der Libanon?
Im Jahr 2001 habe ich in einem Online-Chatroom bei MSN (so etwas gab es damals noch) eine Frau kennengelernt, die im Libanon wohnte. Wir haben uns damals „online verliebt“, und 2002 fiel dann die Entscheidung, dass ich zu ihr in den Libanon gehe. Sie hatte, im Gegensatz zu mir, einen guten Job und so fiel es mir relativ leicht, ein paar Sachen zu packen und in dieses mir absolut unbekannte Land zu reisen.
Zu dieser Geschichte will ich gar nicht viel erzählen – die Beziehung hat nicht funktioniert, und somit kam irgendwann das unausweichliche Ende. Was geblieben war ist meine Liebe für den Libanon. Und aus eben diesem Grund wollte ich noch einmal dorthin zurück reisen.
Achtung: sehr persönlich, emotional und durcheinander
Dieser Blogbeitrag wird eine sehr persönliche Note haben. Ich werde von meinen Erinnerungen berichten, von Gefühlen, und auch von augenscheinlich unwichtigen Dingen, die aber für mich von emotionaler Bedeutung sind. Wenn das Alles nicht so Dein Ding ist, sieh Dir einfach die Fotos an und genieße sie.
Ich werde diesen Beitrag so herunterschreiben wie mir die Gedanken gerade durch den Kopf schießen. Und ich werde ihn mit vielen, vielen Fotos spicken, die für mich eine schöne Erinnerung sind.
Es mag sein, dass hier ein paar wohlmeinende Worte für Personen und Unternehmen vorkommen. Diese sind keine bezahlte Werbung! Ich empfehle gerne, und das werde ich auch in diesem Beitrag tun.
Es wird aber auch einiges geben, was nicht so positiv rüberkommen wird. Das ist dann kein Bashing, sondern lediglich meine Meinung. Lass Dich nicht von meiner Meinung beeinflussen, sondern bilde Dir Deine eigene Meinung. Dies sind lediglich meine Erfahrungen – nicht Deine.
Die Reisevorbereitungen
Alles beginnt natürlich damit, dass man seine Reise plant. Das war für mich in diesem Fall kein notwendiges Übel, sondern eine Freude. Ich konnte endlich die Reise planen, von der ich viele Jahre nur geträumt hatte.
Um die folgenden Absätze etwas verständlicher zu machen, werde ich hier kurz ein paar Orte auflisten und erklären, was Du im Kontext dieses Beitrags über sie wissen solltest.
Die Orte
Antelias
Antelias ist der Ort, an dem ich damals sehr viel Zeit verbracht habe. Er liegt etwa 10 Kilometer nördlich von Beirut. Hier habe ich damals eingekauft, viel und gut gegessen und habe am Strand von Antelias (und Dbayeh, einem Nachbarort) Zeit am Meer verbracht. Antelias war neben Mtayleb das eigentliche Ziel meiner Reise.
Mtayleb
Mtayleb liegt etwa 4 Kilometer nordöstlich von Antelias und ist der Ort, an dem ich nach meiner Ankunft im Libanon in 2002 gewohnt habe. Hier habe ich ein kleines Zimmer in einem kleinen Privathaus bewohnt – welches aber einen eigenen Außeneingang besaß und einen wundervollen Blick über das Tal auf das Mittelmeer bot.
Hamra
Hamra ist ein Bezirk in Beirut, der Haupstadt des Libanon, und bietet sowohl tagsüber als auch nachts ein reges Straßenleben mit vielen Läden, Hotels, Restaurants und Imbissen.
Beit el Chaar
Beit el Chaar, auch Beit Chaar genannt, liegt etwas nördlich von Mtayleb und war mein zweiter Wohnort im Libanon. Dort habe ich eine eigene Wohnung in einem kleinen Hochhaus gehabt. Meine Hoffnung war, dieses Haus wieder zu finden und Fotos zu machen.
Byblos
Byblos, im Libanon eigentlich nur Jbeil genannt, liegt etwa 35 Kilometer nördlich von Beirut direkt an der Mittelmeerküste. Diese Stadt ist eine der schönsten, die ich je gesehen habe – und zudem noch eine der ältesten durchgehend besiedelten Städte der Erde.
Flugbuchung
Ich habe den Flug einzeln gebucht, da ich in meiner Planung so flexibel wie möglich sein wollte. Natürlich hätte ich online buchen können, aber ich mag den Service von Reisebüros (und möchte diese auch gerne noch in Zukunft in meiner Stadt sehen). Das Reisebüro meiner Wahl war das Reisebüro Janski (in Bad Saluflen und Lemgo).
Herr Janski (und sein Team) hat mich absolut hervorragend beraten, alle meine Fragen beantwortet und standen auch nach der Buchung für Fragen zu Verfügung. Dies ist meine erste Empfehlung 🙂 Wenn Du ein gutes Reisebüro suchst: Hier liegst Du 100%ig richtig. Danke nochmal für den erstklassigen Service, Herr Janski. (Das hebe ich so hervor, da mir klar ist, dass das Reisebüro an meiner kleinen „Nur-Flug-Buchung“ nicht wirklich viel Marge haben konnte)
Hotelsuche
Etwas schwieriger gestaltete sich die Hotelsuche. Ich war mir lange Zeit nicht sicher, wo ich übernachten sollte. Will ich in Hamra (einem Stadtteil von Beirut) [blauer Bereich auf der Karte] im Hotel übernachten? Der Vorteil: hier ist auch Abends immer etwas los. Der Nachteil: ich müsste jeden Tag mit dem Taxi oder Bus lange in die Gegend [roter Bereich auf der Karte] fahren, die ich eigentlich besuchen möchte.
In der Gegend, in die ich eigentlich reisen möchte, sind die Hotels allerdings sehr spärlich gesät – daher habe ich erst einmal ein Hotel in Hamra gebucht. Zudem sind die einzigen beiden Hotels, die ich in Antelias finden konnte, von Google-Nutzern eher negativ bewertet worden.
Natürlich wäre airbnb noch eine Möglichkeit gewesen, eine Unterkunft zu finden, aber die Preise für airbnb-Apartments waren so hoch wie die Preise für Hotels – da fiel die Wahl doch relativ leicht.
Zuerst habe ich ein Zimmer im Hotel Coral Beirut al Hamra gebucht. Ein sehr nettes Hotel mit sehr nettem Personal, welches mir bei allen Fragen weitergeholfen hat und auch einen Airport-Pickup-Service organisiert hat.
Ich kann dieses Hotel wärmstens allen Beirut-Reisenden empfehlen. Es liegt wirklich sehr zentral in Beirut, alle Sehenswürdigkeiten sind fußläufig erreichbar und das gesamte Team ist sehr zuvorkommend und freundlich.
Vier Wochen vor meiner Reise habe ich allerdings diese Buchung storniert, da ich dann doch noch ein Hotel in Antelias gefunden habe, was deutlich näher an meinen Reisezielen liegt und preislich vergleichbar war. Das Hotel ist nicht wirklich ein Hotel im eigentlichen Sinn, sondern eher eine Vermietung von kompletten Apartments – allerdings auch tageweise und zu echt guten Preisen.
Dies wird also eine weitere Empfehlung 🙂 Die Unterkunft The Residence 649 in Antelias. Auf der Website kannst Du Dir ansehen, was geboten wird – und es ist wirklich so schön, wie es auf den Fotos dort aussieht. Hier sind noch ein paar meiner Eindrücke meines Apartments.
Das Apartment war sehr gut ausgestattet, hatte sehr bequeme Betten, eine leistungsfähige Klimaanlage, schalldichte Fenster (wichtig aufgrund des Verkehrslärms) und sehr, sehr nettes Personal (Danke für all die Hilfe, Rebecca!).
Jetzt, da die Unterkunft gebucht und der Airport-Pickup-Service organisiert war, konnte ich mich an die eigentliche Reiseplanung machen. Natürlich musste ich die Besuche einiger mir wichtiger Orte in zwei kurze Tage packen, und das will wohl organisiert sein.
Viele dieser Orte liegen relativ dicht beieinander, so dass ich diese sehr gemütlich an einem Tag besuchen konnte. Ich habe die Orte mal auf einer Karte markiert, so dass Du sehen kannst, wie klein mein „wichtiger Bereich“ doch eigentlich war.
Darüber hinaus war es mir nur wichtig, auch einmal nach Byblos zu fahren, um dort ein paar schöne Stunden zu verbringen. Das nahm dann noch einmal einen halben Tag in Anspruch.
Die Reise
Nachdem nun alle einzelnen Trips vor Ort geplant waren, konnte ich mich auf die eigentliche Reise freuen. Und davon möchte ich jetzt im Detail berichten.
Der Flug mit der Middle East Airlines
Mein Flug ME218 ging am 15.05.2019 um 12:00 Uhr von Frankfurt direkt nach Beirut. Ich wollte unbedingt mit der Middle East Airlines fliegen – das hat erstens den Grund, dass diese Airline Beirut direkt und in einem vernünftigen Zeitfenster anfliegt. Und zweitens ist die MEA die Airline des Libanon – mit Zedern auf dem Leitwerk und so weiter 🙂
Nach einer Übernachtung in Kelsterbach, nur eine S-Bahn-Station vom Flughafen entfernt, machte ich mich gleich morgens auf den Weg zum Flughafen. Nach einem kleinen Frühstück bei Starbucks habe ich mich dann gleich zum MEA-Schalter begeben – man möchte schließlich nicht die Person sein, die aufgrund des späten Erscheinens und einer eventuellen Überbuchung keinen Platz mehr bekommt.
Die Gepäckaufgabe war absolut unspektakulär und das Personal der MEA super-freundlich und professionell. Zumindest das Personal am Flughafen. Zum Personal im Flieger komme ich gleich noch xD
Da ich direkt nach Erhalt des Boarding Passes durch die Sicherheitskontrollen in den Sicherheitsbereich gegangen bin, konnte ich das ankommende Flugzeug – hier noch Flug ME217 aus Beirut – filmen.
Dieser Flieger wurde dann für den Rückflug nach Beirut zu Flug ME218.
Das Boarding selbst war etwas abenteuerlich, da (ja, ich schere alle über einen Kamm) die Libanesen bis heute nicht gelernt haben, sich in einer Reihe anzustellen. Das ist nicht nur ein dummer Spruch – das habe ich damals so erlebt, und auch dieses Jahr während meiner Reise sehr häufig beobachten können.
Um 11:20 Uhr ging es dann endlich an Bord des Fliegers – und der Kampf um die Gepäckaufbewahrung begann. Die Libanese sind es gewohnt, mit einer Unmenge an Gepäck zu fliegen. Kommen sie aus dem Libanon, bringen sie Essen mit nach Deutschland. Fliegen sie in den Libanon, nehmen sie von Deutschland Sachen mit, die man dort unten nicht oder nur schwierig bekommt. So sieht man viele, viele Koffer, Taschen und Beutel, die untergebracht werden wollen. Und das möglichst langwierig und lautstark.
À propos „langwierig“: Natürlich konnten wir nicht pünktlich um 12 Uhr starten. Das lag nicht etwa an noch fehlenden Passagieren oder technischen Problemen. Nein, es ist einfach so, dass immer noch jemand auf Toilette musste, durch das Flugzeug stiefelte oder mit der armen Flugbegleiterin diskutierte.
Abgehoben sind wir letztendlich um 12:28 Uhr, also mit fast einer halben Stunde Verspätung. Dafür hatten wir aber nur etwa 6 Minuten Verspätung bei unserer Ankunft in Beirut. Also alles gut 🙂
Ich hatte das große Glück, vor meiner Reise mit einem sehr netten jungen Mann im Libanon in Kontakt zu treten, der als Hobby Flugzeuge in Beirut fotografiert und filmt. So habe ich ihn dann gefragt, ob er nicht Lust und Zeit hätte, meine Ankunft zu fotografieren bzw. zu filmen. Und ja, er hat es getan. Hier der Beweis:
Und ja, es gibt sogar ein Video von meiner Landung in Beirut. 😀
Mein Flieger landet in Beirut 🙂
Leider saß ich in Sitz 45A, also auf der anderen Seite des Fliegers, da ich von einem Anflug aus dem Norden gerechnet habe und den Vorbeiflug an der Küste filmen wollte. Dummerweise hat mir da der Wind einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Das ist für mich etwas ganz Besonderes, und entsprechend groß ist meine Freude über diese tollen Fotos und das Video. Shukran ktir, Karim Hamdan – auf Instagram als beirut_spotters.
https://www.instagram.com/p/BxfgsRfBuKw/
Ankunft in Beirut
Wir sind also um 16:56 Uhr Ortszeit mit nur 6 Minuten Verspätung gelandet. Die Schlange vor der Passkontrolle war elendig lang, und da nur 3 der *zig Schalter geöffnet waren, dauerte es knapp eine Stunde, bis ich endlich meinen Koffer in Empfang nehmen und zum Ausgang gehen konnte.
Dort wartete bereits der vom Hotel organisierte Taxifahrer Mr. Charbel – ein sehr netter und zuverlässiger Fahrer, der auch gleich ein Selfie mit mir machen wollte. Sein Englisch ist sehr holprig, aber er weiß sich zu helfen. Die Fahrt mit ihm zum Hotel in Antelias war wirklich lustig und unterhaltsam – und natürlich habe auch ich ein Selfie mit ihm gemacht.
Taxi Charbel in Beirut, Libanon. Eine klare Empfehlung 🙂
Telefon (WhatsApp): +961 70 408 711
Und ja, ich bin kein Selfie-Mensch. Generell kein Foto-Mensch. Deswegen lächle ich auf allen Fotos sehr gequält – oder gar nicht. Seht es mir nach.
Mr. Charbel hat mich also sicher durch den wahnsinnigen Verkehr in Beirut gebracht. Anfangs hatte ich die aberwitzige Idee, mir einen Mitwagen zu nehmen und selbst zu fahren. Ich bin sehr froh, es nicht getan zu haben.
Zur Info: Ich habe 2002 im Libanon ein Auto besessen und bin auch selbst dort gefahren – anscheinend war ich damals sehr naiv oder risikofreudig. Ich empfehle definitiv NICHT, dort mit dem Mitwagen auf eigene Faust herum zu fahren – es sei denn, man kennt es schon.
Ich bin dann Abends nach meinem Check-In im „Hotel“ noch losgezogen, um ein paar Orte zu sehen, auf die ich nicht länger warten wollte. Ich habe aber, da es schon relativ dunkel war, keine guten Fotos. Daher geht es jetzt direkt zum nächsten Tag 🙂
Tag 1: Byblos/Jbeil, Beirut, Antelias
Am ersten Tag bin ich gleich morgens mit einem Uber nach Byblos gefahren, um mir die Stadt und den Hafen anzusehen. Die restlichen für diesen Tag geplanten Orte wollte ich mir am Mittag ansehen, daher hatte ich mir die Zeit genommen, nach Norden zu fahren, um schon morgens im Hafen und in den Zouks von Byblos zu sein.
Dummerweise war um diese Uhrzeit natürlich noch Alles geschlossen, so dass ich nach einer guten Stunde den Rückweg nach Beirut angetreten habe. Diesmal habe ich allerdings kein Taxi bemüht (Kosten: etwa 25 Dollar), sondern habe mich in das Erlebnis „Busfahren“ gestürzt (Kosten: etwa 2 Dollar).
Beirut – nur ganz kurz und schnell wieder raus
Mein Aufenthalt in Beirut an diesem Tag war nur sehr kurz, da mir aufgrund der Temperatur und der schlechten Luft dort (Smog) das Atmen schwer fiel. Dennoch musste ich natürlich auch hier, wie jeder gute Tourist, die Taubenfelsen („Pigeon Rocks“ in Raouché) besuchen.
Zuvor bin ich jedoch noch zu einem Gebäude gegangen, das mir aus der Zeit damals immer sehr lebhaft in Erinnerung geblieben ist. Dieses Gebäude war früher einmal ein Kino, wurde aber während des Bürgerkrieges stark beschädigt und steht heute, mehr als 25 Jahre nach Beendigung des Krieges, immer noch als Ruine da. Allgemein bekannt ist das Gebäude als „The Egg“ – das Ei – und steht am Märtyrerplatz.
Es ist nicht schön, es ist keine Sehenswürdigkeit, aber für mich war es in meinen Erinnerungen sehr präsent und wichtig.
Wie gesagt, ging es kurz danach wieder raus aus der Stadt und zurück nach Antelias, von wo aus ich nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel (Duschen und Essen) wieder Richtung Byblos fahren wollte.
Es ging also mit dem Bus (yay) wieder von Antelias nach Byblos. Natürlich mit offener Tür und Menschen an Bord, die trotz Rauchverbot rauchen.
Tag 2: Antelias, Mtayleb, Beit el Chaar
Ich habe an meinem zweiten Tag in Antelias noch den St. Elie Mall aufgesucht – ein Ort, an dem ich früher oft Software und Essen gekauft habe. Leider ist der Supermarkt seit einigen Monaten nicht mehr existent, aber ein paar Fotos habe ich dennoch geschossen. Hier also ein paar Fotos aus Antelias und dem St. Elie Mall.
Der Verkehr in Antelias – hier im Video eine Nebenstraße – ist je nach Tageszeit relativ übersichtlich. Einhundert Meter weiter ist jedoch die Küstenstraße – die Hauptverkehrsader der Küstenregion des Libanon.
Hier ist der Verkehr deutlich stärker, gerade zu den Stoßzeiten Morgens und Nachmittags. Das ist der normale Verkehr dort.
Auf nach Mtayleb
In Mtayleb wollte ich versuchen, ein Foto von dem Haus zu machen, in dem ich damals zuerst gewohnt habe. Ich habe leider aus meiner damaligen Zeit keine Fotos und Videos – aus dem Grund war es mir so wichtig, all diese Orte noch einmal zu besuchen und Fotos zu machen.
Ich bin dann also mit einem Uber von Antelias nach Mtayleb gefahren. Es ist unglaublich, aber ich kannte wirklich noch jede Ecke, jede Kurve der Straße – alles fühlte sich so an als wäre ich erst vor ein paar Wochen noch dort gewesen. Es war ein sehr seltsames, aber auch sehr schönes Gefühl, wieder dort zu sein.
Dummerweise habe ich nicht die ganze Fahrt nach Mtayleb aufnehmen können, da meine Kamera (wegen der Hitze?) auf einmal gestreikt hat… schade, aber nicht zu ändern. So habe ich wenigstens die Strecke von Antelias nach Rabieh „auf Band“.
Eigentlich ging es mir ja nur darum, zu „meinem alten Haus“ zu kommen und es noch einmal zu sehen. Und it etwas Glück auch die Erlaubnis zu bekommen, um das Haus herumgehen zu dürfen, um meine alte Eingangstür zu fotografieren.
So kam ich dann auch an der Straße an, in der ich damals gewohnt habe.
Ich kann kaum beschreiben wie nervös ich war… Ich stand an dem Punkt, an dem ich vor mehr als 16 Jahren stand. In einem mir damals vollkommen unbekannten Land, voller Angst, Sorgen und auch Euphorie. Es war schon seltsam damals. Ja, und jetzt war ich wieder da.
Bis zum Haus runter habe ich mich noch getraut – aber was, wenn der Besitzer kommt und mich vom Hof jagt (er wird mich wohl kaum wiedererkennen)? Oder wenn ich niemanden antreffe – sollte ich dann um das Haus herumgehen? Fragen über nervöse Fragen…
Meine alte Eingangstür 🙂
Ja, ich weiß. Es ist total bekloppt, sich an so etwas banalem so hoch zu ziehen – aber es ist nunmal so. Ich habe mich gefreut wie Bolle, und mit diesem Foto in der Tasche (der Cloud) hätte ich theoretisch glücklich wieder nach Hause fliegen können.
Aber eine wichtige Station lag noch vor mir. Dazu muss ich aber etwas abschweifen und nochmal „etwas von damals“ erzählen.
Karte von Antelias, Mtayleb und Beit el Chaar. Charmland liegt im Kreis.
Charmland in Beit el Chaar war früher ein Freizeit-Resort. Als ich im Libanon lebte, war dies ein sehr schöner Ort, an dem man am Pool liegen, schwimmen, Basketball und Tennis spielen konnte.
Wir waren damals öfter dort, um etwas im Pool zu plantschen und die Zeit zu genießen. Oftmals war auch der Bruder meiner Freundin, Spitzname: JP, mit von der Partie. Körperlich und geistig etwas eingeschränkt, war JP immer sehr vorsichtig wenn es um das Thema Schwimmen ging. Auch seine Familie war sehr ängstlich – was ich sehr gut verstehen kann.
An einem dieser Charmland-Tage waren wir wieder zu dritt dort, und ich habe mich mit JP im Pool vergnügt. Irgendwann kam ich auf die Idee, dass es doch wohl klasse wäre, wenn JP mal vom Ein-Meter-Brett springen würde – etwas, das er vorher nie gemacht hatte.
Nach einigen Minuten war es soweit, und er sprang tatsächlich. Ich wartete im Wasser auf ihn, um ihn notfalls an den Beckenrand bringen zu können. Aber es ging alles gut, und JP war stolz wie Oskar ob seiner herausragenden Leistung. Dieses Erlebnis ist mir bis heute lebhaft in Erinnerung, und ich muss lächeln, wenn ich daran denke, wieviel Spaß wir dort hatten.
Charmland gibt es in seiner damaligen Form leider nicht mehr. Es ist seit vielen Jahren geschlossen und wurde dem Verfall überlassen.
Im Jahr 2015, während der großen Müllkrise, wurde der Ort als Müll-Lager und -Sortierstation genutzt.
Danach haben ein paar Skater – in Absprache mit dem Besitzer – die Gebäude in ihre Obhut genommen und nutzen diese nun als Skate-Bahn. Natürlich nicht, ohne die typischen Graffities an die Wände des Pools zu bringen.
Einer dieser Skater, Karim, hat sich freundlicherweise die Zeit genommen, mich auf das Gelände zu lassen und mich herum zu führen.
Natürlich habe ich auch dort Fotos gemacht, welche ich Dir nicht vorenthalten möchte. Und ja, an diesem Ort musste ich ein Selfie machen, auch wenn ich dümmlich darauf aussehe. Und ja, diese Dusche in den letzten beiden Fotos ist eine, an die ich mich sehr gut erinnere. 🙂
Ich schweife nochmal etwas ab, um hier noch ein Foto unterbringen zu können. Dieser kleine Supermarkt – Jean Maroun Supermarket in Beit el Chaar – war ein Supermarkt, in dem ich damals Brot und andere Sachen gekauft habe.
Und ja, es gibt ihn immer noch. Und natürlich konnte ich nicht widerstehen. Das Geilste ist: Alles war immer noch am alten Platz. Ich bin rein gegangen, hinten rechts um die Ecke, und dort lag das Brot. Und natürlich musste ich eine Packung Brot kaufen. Das haben wir (meine Familie und ich) dann zusammen in Deutschland verputzt.
Zum Abschluss meines zweiten – und damit letzten – Tages bin ich zurück nach Antelias gefahren, um noch einmal dort zu essen (Bechara Bros. Bakery in Antelias!) und zum Abschied ein wenig am Meer abzuhängen.
Mein Fazit
War diese Reise ein Erfolg? Oder habe ich, wie von vielen Leuten aus meiner Umgebung prophezeit, eine Enttäuschung erlebt?
Für mich war die Reise genau das, was ich mir erwünscht und erhofft hatte. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich weiß um die Probleme im Libanon, also waren meine Erwartungen dementsprechend. Ich habe kein Urlaubsland mit reiner Luft erwartet. Ich habe nicht erwartet, mich dort erholen zu können.
Ich habe nur erwartet, die alten Orte noch einmal zu sehen, die mich damals so geprägt haben. Diese Orte, die Du oben gesehen hast, bedeuten für alle Menschen außer mir rein gar nichts. Aber für mich war diese Zeit im Libanon eine sehr prägende Zeit. Und eine Zeit, die mich mit diesem Land für immer verbunden hat.
Es mag nach nicht viel aussehen, aber für mich ist der Libanon – und besonders die besuchten Orte, nach Deutschland das schönste Land der Welt.
Es gibt dort so vieles zu entdecken – schaut Euch dazu mal Youtube-Videos an. Das Land besteht aus soviel mehr als aus dem smogverseuchten und von Verkehr geplagten Beirut und der Küstenregion. Aber das ist ein anderes Thema.
♥ Ein ganz großes DANKE ♥
Ohne die Unterstützung meiner Freundin (und Mutter meines Sohnes) hätte ich mir diesen Traum nicht erfüllen können. Sie hat für diesen kurzen Trip, von dem ich seit vielen Jahren rede und mit dem alle um mich herum seit Ewigkeiten nerve, fünf Tage auf mich verzichtet und sich alleine um unseren Sohn gekümmert.